Sonntag, 5. Oktober 2014

Die Lebensuhr

Es gibt Tage im Leben, die sind - gefühlt - lebenswerter, als andere. Und da meine ich nicht solche, die im Grau des Arbeitsalltags, des Terminsdrucks, des ewig pingenden Handys, der Hetzerei und nörgelnden Mandanten untergehen und einem einmal mehr vor Augen führen, dass einem wieder Zeit für die Familie und mich selbst durch die Finger rinnt, wie der weiße Sand im lange vergangenen Sommerurlaub.

Ich meine die Tage, an denen mir bewusst wird, dass ich noch lebe. Tage, an denen ich mich an liebe Menschen erinnere, die nicht mehr hier sind. Die mir wichtig in meinem Leben waren und die viel zu früh gegangen sind. Deren Lachen mir fehlt. Die mir fehlen. Kurze Sequenzen vergangener Begegnungen fallen mir ein und lassen mich lächeln. Und traurig werden, im Angesicht der Tatsache, dass diese Dinge nie wieder geschehen werden. Sie machen mir bewusst, dass das Leben in Sekundenschnelle vorbei sein könnte.

Wie lang läuft meine Lebensuhr noch? Einen Tag? Einen Monat? 15 Jahre? Will man wissen, wie lange sie noch tickt, die Lebensuhr? Würden Sie es wissen wollen?

So schwierig und schwer diese Gedanken sein können, so wichtig sind sie doch in meinem Leben. Sie machen mir bewusst, dass ich lebe. Sie lassen mich in diesen Momenten den Himmel blauer wahrnehmen, die Sonne heller und das Lachen meines Kindes strahlender. Sie intensivieren auf seltsame Weise das Empfinden des Hier und Jetzt und machen diese Momente damit zu etwas Besonderem. 

In solchen Momenten ist das Leben lebenswerter.

In liebevoller Erinnerung


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