Mittwoch, 24. August 2016

Eine kleine Nachtmusik

Es gibt Tage, da sollte man einfach beizeiten die Segel streichen und einsehen, dass es ein Scheißtag ist. Heute ist so einer.

Eigentlich fing der ganz gut an, also ohne größere Katastrophen und dergleichen, abgesehen davon, dass ich ein wenig verschlafen hatte...

Das Unheil nahm seinen Lauf, als mir (mal wieder) an einer konkreten Stelle aufgegangen ist, dass ich mich in bestimmte, äußerst fixe Ideen verrannt und mich selbst oder die Wahrnehmung der eigenen Person bzw. die Wirkung auf andere komplett verkannt habe.

Normalerweise leide ich nicht ansatzweise unter Selbstüberschätzung, aber hier hab ich mir (mal wieder) einen verhängnisvollen Fehler erträumt. Und dann kam der schmerzliche Moment, in dem mir die Blödsinnigkeit dessen bewusst wurde ...

Gute Nacht!





Montag, 22. August 2016

Die Jeans

Bis vor Kurzem war Hosen kaufen ein echtes Martyrium. Schlich ich tiefmaskiert und ausschließlich im Dunkeln zwischen den Hosenbergen umher, um schließlich aus dem untersten Fach, dem für die etwas größeren Größen, ein Exemplar rauszuzerren, verschwand ich danach in Windeseile in der Ankleide, in der ich dann - wegen dem hellen Licht und dem absolut gnadenlosen Ganz-Körper-Spiegel - die Augen ganz fest zukniff. Sofern das gewählte Exemplar irgendwie hochzubekommen war und ich nicht das Gefühl hatte, dass alle Dellen und Wellen wie bei Quasimodo an einer Stelle aus dem Stoffzelt ragten, rannte ich blitzeschnelle zur Kasse und war immer peinlich darauf bedacht, bloß niemandem die auf dem Etikett aufgedruckte Größe der Hose, die gefühlt in Schriftgröße 150 darauf prankte, sehen zu lassen.

So far.

Nun war es heute - zwangsläufig - wieder soweit. Im Angesicht der nahenden Qual war ich den ganzen Tag nervös und hätte, sofern vorhanden, sämtliche Fingernägel zerkaut. Da kein Ausweg in Sicht war, musste ich da jetzt durch. Ich habe in den vergangenen 6 Wochen zwar tolle 9 Kilo abgenommen, aber weder führte das bisher zu einer gefühlten kleineren Kleidergröße, noch dazu, dass meine alte Jeans irgendwie zu locker saß.

Erst schlenderte ich offensichtlich uninteressiert durch P&C und tat so, als ob ich gar nichts wollte oder alles nicht gut genug wäre. Die Jeans-Abteilung mied ich wie der Teufel das Weihwasser. Nach 20 Minuten fühlte ich mich dann doch genötigt, den Weg dorthin einzuschlagen - einzig und allein, weil mein Kind im Hort auf seine Abholung wartete und ich nicht noch den Zorn der Betreuer auf mich ziehen wollte.

Da lag nun der Stapel der Hosen, fein säuberlich geschichtet. Oben natürlich die für die Essgestörten in Größe 32. Ich begann schon intuitiv ganz unten zu suchen. Todesmutig griff ich nicht meine gewohnte Größe, sondern die eine Nummer kleiner.




Die Augen fest zugekniffen, verließ ich in der Ankleide meine alte Jeans und bereitete mich auf Dellen-Wellen-Ansammlungen beim Hochziehen der neuen Hose vor...

Und nichts passierte.

Locker-flockig rutschte das Teil quasi an mir hoch und ich öffnete vorsichtig das rechte Auge. Uiuiuiui ... ich platzte fast vor Stolz. Kein Kneifen, kein Zerren, kein Schieben und keine Quasimodo-Dellen. Rasch zog ich die Schuhe an und den Vorhang ein Stück auf, um zurücktreten zu können. 

Und draußen stand der Horror. Die Kaufberaterin. Normalerweise mit diesem leicht verbissenen Gesicht behaftet, bei dem du die Gedanken förmlich lesen kannst, wenn sie überlegt, wie sie dir ein größeres Zirkuszelt anraten kann. Dummerweise hatte sie gerade nichts zu tun und beäugte mich eingehend. "Na, da sollten Sie aber eine Nummer kleiner nehmen. Das wäre besser."

Ich war mir nicht sicher, ob sie mich veralbern wollte oder blind war. Aber nein, sie meinte das hundeernst. "Die fallen nunmal etwas groß aus, da ist eine Nummer kleiner besser. Glauben Sie mir, hier geht jeder mit einer Nummer kleiner raus." Ich liebe diese Hosenmarke. Und diese Verkäuferin.

Vom Glück beseelt nahm ich eine weitere Hose eine Nummer kleiner entgegen, die sich ebenso leicht anziehen ließ und am liebsten hätte ich jedem erzählt, dass ich jetzt eine Hose kaufe, die gleich zwei Nummern kleiner ist, als meine alte Hose. Dieses Hoch nutzend nahm ich auf dem Weg in Richtung Kasse gleich noch einen ausführlichen Zwischenstopp am Oberteile-Stand in Anspruch (der Verkäuferin musste ich jedoch erklären, dass sie mich in spätestens 5 Minuten rauswerfen sollte, da ich sonst zu viel kaufen würde ...)

Es muss nicht betont werden, dass ich keine 5 Minuten nach dem Einkauf die Kundentoilette des Shoppingcenters enterte und mir die alten Klamotten vom Leib riss. Frisch gewandet in meine neuen Errungenschaften und geschätzte 5 cm größer, schwebte ich zum Ausgang hinaus.

Die alte Jeans ist in Rente.

Sonntag, 21. August 2016