Donnerstag, 28. Juli 2016

Erkenntnisse

Nach fast 3 Wochen Urlaub zwischen Wohnwagen, Strand und Ausflügen kristallisieren sich Erkenntnisse heraus:

1. Schlafe niemals mit einem 6jährigen zusammen in einem Bett – auch wenn er zweimal aus seinem Einzelbett gefallen ist und du glaubst, zu SEINEM Schutz das eigene Bett hergeben zu müssen (also eigentlich eher die Bettseite des Mannes, der fortan in dem Einzelbett schlafen musste). Denke an DEINEN eigenen Schutz: mindestens zweimal pro Nacht das Kind wieder in Ost-West-Richtung ausrichten, da auch 1,40 m Breite des Bettes nicht reichen, wenn das Kind quer liegt. Zudem lege Frau sich künftig Ritterrüstung an, um die ständigen Arm-, Bein- und Kopfattacken des schlafenden Kindes abwehren zu können. 

2. Wenn der Mann sagt: „Die Hose steht dir.“ kann es durchaus sein, dass er das dieses eine Mal ernst meint.

3. Man nehme den Wetterbericht und mache das Gegenteil daraus. Wurde Regen angesagt, schien die Sonne, wurde Sonne prophezeit, goss es.




4. 1000 kcal am Tag zu essen (oder geringfügig weniger) sind kein Problem. Steigt man dazu noch ca. 2 Stunden auf’s Fahrrad, freut das die Kalorienbilanz ungemein. Ich glaube, dass ist das erste Mal in 41 Jahren, dass ich neugierig auf meine Waage bin.



5. Wenn man nix zu tun hat – weil es am Strand gerade so schön langweilig ist oder weil der Regen unaufhörlich auf’s Wohnwagendach prasselt – ist Amazon dein bester Freund. Ich glaube, es warten Berge von Bestellungen auf mich, wenn ich am Montag ins Büro komme.

6. Und letzte Erkenntnis: ich freue mich auf meine Arbeit. Als mir dies wie die heilige Jungfrau Maria erschien, war ich zuerst erschrocken und wollte mir einreden, dass das gar nicht sein kann. Wie kann man sich auf die Pest freuen?? Tja, geht! Und warum? Darum: ich bin mir bewusst geworden, dass ich wunderbare Kollegen habe, die jeden Tag da sind und die mir in den vergangenen 3 Wochen ziemlich gefehlt haben. Glücklicherweise gibt es whatsapp und unsere Kanzleirunde, in der ich mir ab und an eine Dosis „Büroluft“ holen konnte. 

Bis Montag!





Donnerstag, 14. Juli 2016

Fettlogik

Vor ein paar Monaten bin ich bei Facebook über ein paar Comiczeichnungen „gestolpert“, die in ihrer Art sehr einfach waren, sich aber im Wesentlichen über den dazu gehörigen Text definierten, der sich entweder vordergründig oder aber gemein hinterrücks mit dem Thema Abnehmen beschäftigten. 




Oft verstand man die Botschaft tatsächlich erst, wenn man nicht nur lose drüberlas, sondern darüber nach- und teilweise um die Ecke dachte. Aber ich fand sie nett und las sie gern. Ich likte sie immer mal, verwandte aber nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit auf das Thema oder die Seite generell. 

Das änderte sich allerdings nicht viel später, als in einem der Beiträge von einem Buch die Rede war, was offenbar der Autor der Seite geschrieben hatte. Über das Abnehmen. Oh Gott, dachte ich, schon wieder einer dieser Ernährungsratgeber über „iss dieses und jenes gar nicht, mach nur noch Sport und ernähre dich am besten gar nicht oder wenn, dann nur makrobiotisch und natürlich nur noch Bio“. Eines dieser Bücher, das offenbar nicht verstand, dass Menschen mit Übergewicht, die hart im Adipositas hängen, kaum oder gar keinen Sport machen können, weil das die Gelenke überhaupt nicht auf die Reihe kriegen würden. Und obwohl ich dieses Buch und alles, was damit zusammenhing schon verteufeln wollte, las ich Leserkritiken und war überrascht. Dieses Buch wurde gar nicht von einem dieser Heilsbringer geschrieben, sondern von einer jungen Frau, die schon als Kind übergewichtig war und schlussendlich 150 kg wog. Dass sie Psychotherapeutin ist und über Ernährung promoviert hatte, verwunderte mich immens, denn da denkt man doch sofort, warum so jemand dann offenbar alle Ernährungsfehler begangen haben musste, die es so gibt. Führte mich dann aber schnurstracks zu der Frage, warum ein halbwegs intelligenter Mensch wie ich, diese Fehler auch macht – selbst wenn man die biochemischen Prozesse und Verknüpfungen nicht so kennt, wie der Fachmann. Dass ich zu viel aß, wusste ich selbst. Aber warum das Abnehmen nicht funktionierte, wusste ich nicht. Ich warf mit Jo-Jo-Effekt und Hungermodus um mich und rechtfertigte so meine ständige Gewichtszunahme.

Jedenfalls begann ich über das Buch zu lesen, aber ich kaufte es nicht. Zu skeptisch war ich, dass das, was da drin steht, funktionieren könnte. Zu sehr hatte ich auch Angst, dass ich mich verbiegen muss, um Ziele zu erreichen. Aber die Comics hielten mich bei der Stange und letztlich auch das hier:



Das ist DIESELBE Frau. Ich wollte es kaum glauben.

Und dann dachte ich, das kann ich auch. Also bestellte ich das Buch, legte es aber erstmal auf Halde (für den Urlaub – dachte ich mir); vermutlich aber eher noch immer, weil ich mich vor dem Verbiegen fürchtete.

Und jetzt kam der Urlaub und die anderen beiden mitgenommenen Bücher waren fade, so dass ich nun doch „Fettlogik“ zur Hand nahm und begann zu lesen.

Nach 3 Seiten holte ich mir Stift und Papier und begann zu rechnen, denn es ging gleich am Anfang um eines der essentiellsten Themen im Rahmen von Ernährung und Gewichtskontrolle: dem Grundumsatz. Das ist der Energiebedarf des Körpers, der sich aus Alter, Größe, Gewicht, Geschlecht und Grundbewegung (leichte körperliche Büroarbeit) errechnet. Bei mir ergab sich ein Wert von 1500 kcal/Tag und mir drehte sich der Magen fast wortwörtlich um, als ich weiter berechnete, was ein gemischter Salat mit Dressing oder EINE Portion Nudeln mit Tomatensoße an Kalorien hat.

Es geht also tatsächlich ums Kalorienzählen. Aber das Buch auf diesen Nenner zu reduzieren, wäre falsch. Die Autorin, Frau Dr. Nadja Hermann räumt mit den vielen Diätlügen auf, die wir so alle kennen und die unsere Fettlogik darstellen. Mit dem Jo-Jo-Effekt, dem „Hungermodus“, in den der Körper angeblich beim Diätmachen verfällt, den Lügen rund um „Schokolade macht dünn“ und dergleichen. Weitere Diätlügen kenne ich noch nicht – bin erst auf Seite 73 :). Aber das hat mir bis dahin schon ordentlich zugesetzt. Nun, zumindest kein: iss dieses nicht und iss jenes nicht, treibe nur Sport und geißele dich bis zum Erbrechen. Was für eine Erleichterung.

Also, was habe ich getan? Ich habe mir eine App auf mein heißgeliebtes Handy geladen: „MyFitnesspal“, in der ich zunächst meine aktuellen Werte (Größe, Gewicht etc.) eingegeben habe und dann ein Ziel definierte: 65 kg. Danach kam noch das angepeilte Wochenziel: 0,75 kg Gewichtsverlust. Ich verrate jetzt nicht, wie lange ich dafür rein rechnerisch brauche, aber das System spuckte eine tägliche Kalorienzufuhr von 1.200 kcal aus (man kann also durch einen frei wählbaren wöchentlichen Gewichtsverlustswunsch selbst bestimmen, welche Kalorienreduktion man für realistisch hält oder eben will). Daneben gibt es eine Übersicht, welche Nährstoffe und Makros einzuhalten sind, da insbesondere die Protein- und Vitaminzufuhr im Abnehmprozess eine sehr zentrale Rolle spielt. Ich kann dort eingeben, was ich genau esse (digitale Küchenwaage ist bestellt) und das Programm errechnet aus 6 Mio. Nahrungsmittelwerten, was ich da gerade zu mir nehme.

So, nun lese ich weiter in der Fettlogik, schreibe mir weiter alles Wichtige auf und achte ab sofort auf meine Ernährung. Der Anfang ist gemacht.

Quelle der Bilder: facebook.de/Fettlogik-340529256155469/?fref=ts




Mittwoch, 13. Juli 2016

Tag 3

Was sagt einem das?




Frei für Mama & Papa!

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Und letztlich sitzt man trotzdem da, wie bestellt und nicht abgeholt.

p.s.: mein Kind hat ein Handy und einen Computer geschnitzt. Die Motivation dahinter lass ich mal offen :/.

p.p.s.: Im Ergebnis war ich am Entstehen des Bogens nicht ganz unbeteiligt. Das zum Thema freihaben ;).


Dienstag, 12. Juli 2016

Tag 1

Ja, wir fahren zum Camping.

So richtig spießig mit Wohnwagen, Vorzelt, Wäscheleine von Baum zu Baum, Tütensuppe und Ringelpiez mit Anfassen beim Gemeinschafsabwaschen. Mit kleinen, aber feinen Unterschieden. Oder Größeren. Je nach Wunsch.

Wurden früher Uralt-Geschichten am Lagerfeuer erzählt, später dann Karten bei Kerzenlicht gespielt, findet sich heute High Tech in jeder Luftmatratzenfalte. Angefangen vom Induktionskochfeld, der Dusche an Bord (gleich neben dem sensorgesteuerten Kühlschrank) bis hin zum satellitengestützten Fernsehen, bei dem sich die Schüssel vollautomatisch auf die richtige Empfangsposition dreht.

Also zumindest theoretisch. Wären da nicht die verdammten Krüppelkiefern, die sich stoisch taub stellend vor den Satelliten und meinen Fernseher gebaut haben. Okay, die waren eher da. Trotzdem.

Das mit der High Tech bleibt also graue Theorie, während der Mann schelmisch grinsend die ganze Kiste mit Media-Festplatten nebst Unmengen Kabeln und Fernbedienungen hervorzaubert. Schöne heile Filmwelt. Urlaub gerettet.

Vor dem ersten Kinoabend steht ein Strandtag. Das Urlaubsdomizil ist einigermaßen ordentlich (wenn mir jemand sagen könnte, wo die Taschenlampen sind…), der Kurze hat eine Riesentüte Buddelzeug hervorgekramt und ich habe Handyempfang (HEUREKA!!!!).




Mit allem bewaffnet – außer Sonnencreme, wie ich bald darauf feststellen muss – geht es zum Strand, der ob des etwas kräftigen Windes auf dem Campingplatz und der damit einhergehenden Vermutung etlicher Camper, das wäre dann auch am Strand so, ziemlich leer ist. Wegen des rückwärtigen Waldes, der den ablandigen Wind aufhält, ist es fast windstill.

6 Stunden, 2 Plattfüße, einen Sandburgenkoller und einen halben Sonnenbrand später falle ich in den Liegestuhl und wünsche mich fast ein wenig an meinen Schreibtisch. Mein linker, linker Platz ist leer …

Am Abend bin ich müde. Von der Ostseeluft, der Bewegung, den letzten Monaten oder der Erkenntnis, dass Bürobräune keineswegs die Vorstufe zu Sommerbräune ist. So müde, dass ich Colin Firth in Kingsman dem Mann überlasse und schlafen gehe.

Gute Nacht; hallo Urlaub.


Dienstag, 5. Juli 2016

Urlaub

Es ist jedes Jahr dasselbe und jedes Jahr wieder nimmst du dir vor, dass es nicht so wird wie im letzten Jahr. Und jedes Jahr wieder läuft es genau so ab. 

Urlaub.

Also ich meine eher das Zusteuern auf den Urlaub, nicht den Urlaub an sich. Die letzen 2 Wochen vor dem Urlaub, die dich der Klapse näher sein lassen, als wenn ein 6jähriger eine geschlagene Stunde wie ein Irrer auf der Trillerpfeife pfeifend durch die Wohnung rennt und dir erläutert, dass du jetzt beim Erdbeeren putzen im Abseits stehst. Danke EM.

Nein, ich meine diesen Irrsinn, nicht nur die laufenden Aufgaben irgendwie abzuarbeiten, sondern auch noch zu versuchen, die bereits urlaubenden Kollegen zu vertreten und alles zu planen (oder mehr zu hoffen, dass man was geplant hat), was in den nächsten 3 Wochen anfallen könnte und anfällt, damit einen das Büro nicht am heißgeliebten und hoffentlich sonnigen Strand auf die Nüsse geht.

Du stehst also völlig verwirrt bereits morgens um acht im Büro und hast keinen Plan mehr. Da liegen die Akten mit den heutigen Fristen und Wiedervorlagen, da der Posteingang der Kollegin, die sich bereits breit grinsend auf dem spanischen Eiland rumtreibt, daneben die 4 (!!!!) gerichtlichen Anträge, die eigentlich schon letzte Woche eingereicht werden sollten. Und dann fällt dir ein, dass du sämtliche Fristen und Wiedervorlagen noch abarbeiten musst, die in den 3 Wochen Urlaub so anstehen. Und der Blick auf den Kalender verrät dir, dass heute Dienstag ist und ich damit noch genau 3 Tage und bissl was Zeit hab. Ganz töfte.

Und das alles nur, damit man ein wenig Zeit mit dem kleinen Tyrannosaurus und dem Mann verbringen kann, um dann bei der Rückkehr einen ähnlich hohen oder vermutlich um einiges höheren Aktenberg vorzufinden, als der, der auf meinem Schreibtisch rumlungert. Und in dem Bewusstsein, dass der viel beschworene Erholungseffekt vermutlich schon am zweiten Arbeitstag für die Katz ist.

Aber das stimmt so ganz natürlich nicht. Es sind immerhin 3 Wochen, die mal so ganz anders ablaufen als sonst. Ohne morgendliches Weckerklingeln, ohne Gehetze, damit man pünktlich hier und dort ist. Dafür mit Entspannung, Unternehmungen, etwas Sport und ein wenig Müsli, Büchern und Ruhe. Oder eben mit einem 6jährigen.

Und ohne Mandanten - das Leben kann wirklich schön sein (trotzdem hofft man, dass die hinterher wiederkommen ;) ).

In dem Sinne - einen schönen Urlaub!




Ich brauche jetzt einen Kaffee...

Samstag, 2. Juli 2016

Die Hormone und du

Ich war unlängst bei einem recht kurzweiligen und amüsanten, wenn auch wegen der Kürze etwas plakativen Vortrag zum Thema: unsere Hormone und der Einfluss der sozialen Medien auf unser (Beziehungs-)leben.

Wie der geneigte Leser sicher weiß, geht das Thema „Generation beziehungsunfähig“ derzeit durch die Medien und wird allerortens gefeiert, als ob der Messias auferstanden wäre. Abgesehen von der Tatsache, dass sämtliche statistischen Erhebungen belegen, dass unsere Generation erstens nicht beziehungsunfähiger ist, als diverse Generationen vor uns und zweitens unsere Generation sogar wohl eher spießiger ist, als so manche vor uns, liegt des Pudels Kern vermutlich ausschließlich in der äußerst kreativen Selbstverleugnung unsererseits und der Fähigkeit Luftschlösser dort zu bauen, wo einfach nur Morast ist.

Nicht, dass das Bauen von Luftschlössern was Schlechtes wäre - ich erliege dem selbst gern hier und da. Aber eine permanente Selbsttäuschung führt wohl kaum zu ewigem Glück. Sollte ich mir in meine Taschentücher sticken. Lassen.

Die Behauptung zur Beziehungsunfähigkeit basiert auf der These, dass unser Alltag von einer von uns selbst initiierten (oder alienlike eingepflanzten) ständigen Sucht nach Selbstoptimierung bestimmt ist. Daraus folgt – laut unserem Chefpsychologen –, dass unsere Hormone uns einen Bären nach dem anderen aufbinden, weil Adrenalin und Dopamin uns quasi dazu zwingen, in einem ständigen Strudel von Reiz, Abenteuer und Spannung durch‘s ach so bunte Leben zu dümpeln. Wir müssen immer schöner, lustiger, beschäftigter, reizvoller, intelligenter und party-machender sein als alle anderen. Wer uns übertrumpft, wird von der Freundesliste gestrichen und ignoriert, muss vorher aber ums Verrecken nochmal übertrumpft werden. Dieses ständige unter-Spannung-stehen verhindert so das Abdriften in den „chilligen“ Bereich, der von den Hormonen Noradrenalin und Serotonin bestimmt wird und in dem wir uns befinden, wenn wir zufrieden in unserer (Langzeit-)beziehung hocken. Oder auf der Couch: mit Schoki und Ben & Jerry's.

Das Problem an der Sache ist wohl auch, dass die Maßstäbe, die wir scheinbar an uns selbst stellen, nämlich schöner-amschönsten-schneller-höher-ichbinderhippigsteHippsterever dazu führen, dass wir diese Maßstäbe auch bei unserem Partner anlegen. Und das nur, weil wir selbstverständlich Julia Roberts, Bill Gates, Stephen Hawkings und Usain Bolt him-her-wieauchimmer-self sind und gleiches daher vom Lebensabschnittsgefährten erwarten. Da kann der arme Tropf eigentlich nur verlieren. 



Oder kurz gesagt: „Die Aufmerksamkeitshascherei der sozialen Netzwerke verstärkt die Bedürfnisse nach Nervenkitzel und Reizsetzung und verhindert aufgrund des ständigen Klickreizes (ja, Facebook, du bist gemeint) das Entspannungsgefühl.“ Und das killt mittelfristig selbst einbetonierte Beziehungen. So der Psycho.

Ob die Erkenntnis über dieses hormonelle Disaster etwas an der Einstellung zu diversen sozialen Medien ändert, wäre wohl ein äußerst interessantes Thema für eine Masterthesis.