Dienstag, 12. Juli 2016

Tag 1

Ja, wir fahren zum Camping.

So richtig spießig mit Wohnwagen, Vorzelt, Wäscheleine von Baum zu Baum, Tütensuppe und Ringelpiez mit Anfassen beim Gemeinschafsabwaschen. Mit kleinen, aber feinen Unterschieden. Oder Größeren. Je nach Wunsch.

Wurden früher Uralt-Geschichten am Lagerfeuer erzählt, später dann Karten bei Kerzenlicht gespielt, findet sich heute High Tech in jeder Luftmatratzenfalte. Angefangen vom Induktionskochfeld, der Dusche an Bord (gleich neben dem sensorgesteuerten Kühlschrank) bis hin zum satellitengestützten Fernsehen, bei dem sich die Schüssel vollautomatisch auf die richtige Empfangsposition dreht.

Also zumindest theoretisch. Wären da nicht die verdammten Krüppelkiefern, die sich stoisch taub stellend vor den Satelliten und meinen Fernseher gebaut haben. Okay, die waren eher da. Trotzdem.

Das mit der High Tech bleibt also graue Theorie, während der Mann schelmisch grinsend die ganze Kiste mit Media-Festplatten nebst Unmengen Kabeln und Fernbedienungen hervorzaubert. Schöne heile Filmwelt. Urlaub gerettet.

Vor dem ersten Kinoabend steht ein Strandtag. Das Urlaubsdomizil ist einigermaßen ordentlich (wenn mir jemand sagen könnte, wo die Taschenlampen sind…), der Kurze hat eine Riesentüte Buddelzeug hervorgekramt und ich habe Handyempfang (HEUREKA!!!!).




Mit allem bewaffnet – außer Sonnencreme, wie ich bald darauf feststellen muss – geht es zum Strand, der ob des etwas kräftigen Windes auf dem Campingplatz und der damit einhergehenden Vermutung etlicher Camper, das wäre dann auch am Strand so, ziemlich leer ist. Wegen des rückwärtigen Waldes, der den ablandigen Wind aufhält, ist es fast windstill.

6 Stunden, 2 Plattfüße, einen Sandburgenkoller und einen halben Sonnenbrand später falle ich in den Liegestuhl und wünsche mich fast ein wenig an meinen Schreibtisch. Mein linker, linker Platz ist leer …

Am Abend bin ich müde. Von der Ostseeluft, der Bewegung, den letzten Monaten oder der Erkenntnis, dass Bürobräune keineswegs die Vorstufe zu Sommerbräune ist. So müde, dass ich Colin Firth in Kingsman dem Mann überlasse und schlafen gehe.

Gute Nacht; hallo Urlaub.


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