Sonntag, 5. Januar 2014

Cha Cha Cha und Kaffee

Ich starre auf den leeren Bildschirm und warte scheinbar, dass da Blumen drauf wachsen.

Los, Mensch, fange an. Du wolltest doch immer viele kluge Dinge von dir geben, wolltest Interessantes schreiben und dich an dem geistigen Dünnschiss auch noch laben. Und nun?

Nüscht!

Gedanken wirbeln durch meinen Kopf und verklumpen zu ungenießbaren Wortknäulen. Ich kriege keinen einzigen zu fassen und kralle mir entnervt mein Handy. Auch nix Neues. Keine Nachricht, keine Mail, kein noch so blöder Eintrag im Faselbuch. Gott nee, was ist los? Meiner Internet- und Kommunikationssucht folgend, wollte ich dieses Blog zusabbeln bis der Server streikt. Und jetzt fällt mir nichts ein.

Durch die Klumperei in meinem Hirn poltert plötzlich ein einzelner Gedanke. Kaffee.


Das muss helfen. Der reanimiert meinen Hirnklumpen und schaufelt ganz bestimmt die klügsten und witzigsten Ideen in mein verhunztes Hirn.

...

Eine gute Stunde später habe ich die Kaffeebohnen fast intravenös aufgesogen und starre nun mit Puls 180 und einem vermutlichen Blutdruck jenseits des Urals noch immer auf den Bildschirm. Vielleicht fangen ja imaginäre Buchstaben an zu tanzen, wenn ich nur noch genauer hinschaue. Ob die dann wohl Tango tanzen oder Walzer? Meinem Puls nach zu urteilen am ehesten Cha Cha Cha.

Unvermittelt steht mein Vierjähriger in der Tür, der anstatt mit seinem Papa Mittagsschlaf zu machen, quietschmunter ist und mir geradezu freudestrahlend mitteilt, dass der Beutel durch sei. Nach 10minütiger Kleberei liegt Sohnemann wieder im Bett, aus dem er vermutlich in spätestens 30 Minuten wie Phönix entsteigen wird, um seine müden Eltern zu bespielen. Also muss ich die kurze Ruhephase noch nutzen.

Und nun? Statt Buchstaben und Wörter in die Tastatur zu meißeln, gleiten meine Gedanken vollends ab: daran, dass ich nachher noch spazieren gehen muss. Bei dem Blick aus dem Fenster auf diese grauen Wolken vergeht mir das jetzt schon. Oder an den morgigen Arbeitstag, der der einzige in dieser Woche sein wird und daran, was ich alles morgen machen will und muss. Mist, ich sollte mir eine to-do-liste schreiben, sonst verbaddle ich doch den Großteil. Vor allem aber zur nächsten Woche, die so wichtig werden wird für uns. Allein schon die Reise nach Nürnberg. Was werden die Untersuchungen bringen? Wofür wird sich der Prof. entscheiden? Was wird das für das Leben meines Kindes bedeuten? Und für uns?

Ich schiebe das fast gewalttätig von mir. Schon die letzten Wochen habe ich darüber zu viel gegrübelt. Eigentlich mache ich seit 4 Jahren nichts anderes. Also nebenher noch ein bisschen arbeiten, gesellschaftlichen Verpflichtungen nachgehen und ein wenig leben. Aber am meisten grübeln.

Ich will doch schreiben! SCHREIBEN!

Und dann endlich geschieht es. Es erlöst mich förmlich von dieser Qual und befreit mich.

Das leise Bingen meines Handys. 

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